Qvareli

Ich glaube eines jeden Mädchen Traums ist einmal in einem Schloss zu leben. Wenigstens ein Wochenende. Mir wurde diese Ehre zu Teil. Und dazu durfte ich und meine Organisation noch einem Seminar zum Thema Gender teilnehmen.
Qvareli liegt in Kakhetien, der schönsten (so sagen die Georgier) Region in Georgien. Es ist die Weinregion. Zusammen mit meinen Kollegen aus Ozurgeti und Tbilisi fuhren wir hin. Untergebracht waren wir in einem wundervollen Hotel, welches einem Schloss glich. Das Wetter war einzigartig, genauso wie das Essen und der Wein. Das Seminar begann gleich nach dem Mittag und wir haben erstmal über unsere Erfahrung zu diesem Thema geredet. Das war sehr interressant, denn wir sind alle in einem unterschiedlichen Alter und die Ungleichberechtigung der Frau, aus der Sicht einer georgischen Frau zu hören war sehr spannend. Meine Kolleginnen haben Teilweise sehr früh Kinder bekommen (zwei mit 19), manche sind geschieden, das zweite Mal verheiratet, Witwe oder schon seit 25 Jahren verheiratet.
Es ist nicht leicht für Frauen, die sich scheiden lassen. Es kommt vorallem darauf an, wie sehr dich deine Familie unterstüzt. Denn normalerweise ziehst du mit der Hochzeit direkt von zu Hause zu der Familie deines Mannes. Wenn du dich scheiden lässt, sind die meisten darauf angewiesen, dass die eigne Familie einen wieder aufnimmt. Das passiert leider nicht immer.
Wir haben viel diskutiert. Auch darüber, dass Frauen noch so jung sind, wenn sie heiraten, da eine langfristige Beziehung oft nicht vorher möglich ist. Frauen sollten vor der Ehe nämlich eigentlich noch Jungfrauen seien. In Tbilisi ist das sicherlich auch nochmal etwas anderes. Aber in Ozurgeti kenn ich einige, die schon Kinder in meinem Alter haben.
Bridenapping passiert zum Glück nicht mehr so häufig, aber es passiert noch immer. Hier werden Frauen entführt, oft vergewaltigt und dann mit diesem Mann verheiratet. Da sie nicht mehr Jungfrau ist, ist es eine Schande für die Familie und oft versuchen diese nicht ihr Kind wiederzubekommen.
Auch war es spannend die Diskussionen von meinen Kollegen in den unterschiedlichen Alterstufen zu sehen.
Wenn es zum Beispiel um das Thema Homosexualität ging. Allgemein finde ich, dass meine gesamte Organisation ziemlich westlich von ihren Ansichten ist, vorallem wenn man es vergleicht zu anderen Georgiern. Aber trotzdem gibt es differenzen. So sei Homosexualität nichts böses, aber wenn das eigene Kind schwul/lesbisch wäre, wäre das schon ein Problem. Dies ist eine ziemlich liberale Meinung, auch wenn sie sich für uns sehr konservativ anhört. Denn auch wenn Homosexualität legal ist, gibt es immer wieder Angriffe, vorallem auf Schwule. Auf dem Land ist es praktisch unmöglich sich zu outen. Aber meine jüngeren Kollegen, die in Tbilisi arbeiten, sagten dass wenn ihre Kinder sich eines Tages outen, es kein Problem sei. Das war das erste Mal in 8 Monaten, dass ich das von einem/ einer Georgier_in hörte.
Natürlich kann ich, all das nicht verallgemeinern und es ganz Georgien zuschreiben. Es ist eine Zusammenfassung, der Geschichten, die ich in Georgien gehört habe.


ich mit meinen Kollegen/Freunden aus Tbilisi


Kollegen/Freunde aus Ozurgeti

unser Schloss


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