Leben als Hausfrau

6:30 der Wecker klingelt. Ich drücke auf "Schlummern". 8 Minuten habe ich noch. Doch da klingelt mein anderer Wecker um 6:32. Mist. Ich kenne mich einfach zu gut. Also stehe ich auf, mache die anderen 3 Wecker um 6:35, 6:38 und 6:41 aus und ziehe ich mich an. Alles ist ruhig, als ich die Treppe hinunter gehe. Und dann fängt mein neuer Alltag an.

Denn Ketino (meine Gastmama) ist zur Zeit im Krankenhaus, weil sie operiert werden musste. Also habe ich sozusagen ihren Job übernommen und versuche so gut es geht ihm gerecht zu werden. Jedes mal staune ich aufs Neue, wie sie das alles schafft. Vor allem, da sie schon über 60 ist. Und nicht jeder schmeißt einfach mal so einen Haushalt für 8 Leute.
Der Alltag sieht ungefähr so aus: Ich stehe morgens auf und putze zunächst erstmal die Badezimmer (3) und bringe dann den gesamten Müll raus. Danach fege und wische ich im Erdgeschoss einmal durch. Daraufhin mache ich Frühstück. 

Zum Essen: Es gibt für jede Woche einen Essensplan. Jede Mahlzeit wird vom Ministerium vorgeschrieben. Das heißt wir können uns nicht aussuchen, was es zu Essen oder zu Trinken gibt. Da gibt es strikte Regeln. Ab und zu kommen ein paar Beamte vom Ministerium und kontrollieren alles. Nicht nur den Essensplan, sondern auch ob das Haus ordentlich ist. Deswegen muss alles jeden Tag perfekt ordentlich sein.


Nach dem die Kinder mit Essen versorgt und zur Schule gegangen sind, mach ich die Küche sauber und fege und wische im Obergeschoss. Danach wird Staubgewischt usw.. Nach der ganzen Prozedur, bereite ich die letzten Sachen fürs Mittag vor. Das Meiste wurde aber schon am Vortag erledigt. Um 13 Uhr kommen die ersten aus der Schule. Jeder isst individuell, da die Kinder auf verschiedene Schulen gehen. Am späten Nachmittag wird dann das Abendessen vorbereitet. Um 20 Uhr gibts Essen und danach wird das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereitet. Zum Glück helfen mir die Kinder alle ganz fleißig und ich lerne jeden Tag neu dazu. Sicherlich fragen sich jetzt einige, was mit meinem Gastbruder und Gastpapa ist. (Kleine Notiz: Mein anderer Gastbruder Giorgi ist vor einem Monat ausgezogen) Mein Gastvater macht vor allem die Einkäufe und hilft auch manchmal mit beim Fegen. Natürlich unterstützt er mich auch bei Organisatorischem usw., aber das Meiste machen die Kinder und ich. Mein Gastbruder muss nicht helfen.


Insgesamt finde ich, das alles sehr spannend. Zu sehen, was hinter dem ganzen eigentlich steckt, wie man georgisches Essen kocht und vorallem verbringe ich so auch noch mehr Zeit mit den Kindern. Aber jeden Tag diese Arbeit über Jahre hinweg ist, glaube ich, sehr anstrengend und ich könnte das nicht. Vor allem, weil der Alltag so früh anfängt und oft bis Nachts um 12 oder 1 geht. Nach einer Woche kann ich sagen, dass ich froh bin diese Erfahrung gemacht zu haben. Und mein Respekt an Ketino und allgemein alle georgischen Frauen ist noch viel größer geworden, als er ohnehin schon war.

Hier noch ein Tipp zum Lesen: Eine Mitfreiwillige, hat einen wunderbaren Text über Frauen geschrieben. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele ihn lesen! Denn nicht nur bei uns in Georgien, Deutschland oder Kambodscha sehen wir uns täglich mit dem Thema Gleichberechtigung konfrontiert, sondern überall.

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